Präsentismus - Arbeiten trotz Krankheit steigt an
Während der Pandemie ging der Anteil der krank arbeitenden Personen zurück, da viele ihr Verhalten änderten, um ihre Gesundheit und die ihrer Kollegen zu schützen.
Nach der Pandemie ist jedoch ein Anstieg des Präsentismus zu beobachten, der wieder auf das Niveau vor der Pandemie gestiegen ist.
Die zentralen Ergebnisse sind:
- Das 63 Prozent der Befragten gaben an, in den vorangegangenen zwölf Monaten mindestens einmal gearbeitet zu haben, obwohl sie „sich richtig krank gefühlt“ haben
- 44 Prozent aller Befragten haben mehr als eine Woche krank gearbeitet
- Der Anteil der Frauen (67 Prozent), die trotz Krankheit gearbeitet haben, liegt über dem der Männer (59 Prozent)
- Die Berufsgruppen, in denen Arbeitnehmer*innen am häufigsten trotz Krankheit arbeiten, sind Reinigungsberufe, Lehr- und Erziehungsberufe sowie Gesundheitsberufe
- Arbeitsverdichtung und hohe Arbeitsbelastungen sind ein Treiber für Präsentismus
- Erfahren Arbeitnehmer*innen Wertschätzung, Unterstützung und ein offenes Meinungsklima, arbeiten sie deutlich seltener krank als diejenigen, die von einer belastenden Betriebskultur berichten
- Arbeitnehmer*innen, die über eine sichere Beschäftigungsperspektive verfügen, arbeiten seltener krank als solche, die sich um den Verlust ihres Arbeitsplatzes sorgen
- Arbeiten trotz Krankheit erhöht das Risiko von Fehlern und Unfällen und kann die Produktivität beeinträchtigen
Die Daten zeigen, dass Präsentismus häufig auf hohe Arbeitsbelastung, eine schlechte Betriebskultur und Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit zurückzuführen ist. Beschäftigte arbeiten oft trotz Krankheit, um ihre Arbeitslast zu bewältigen oder um Nachteile zu vermeiden. Gute Arbeitsbedingungen sind daher entscheidend für den Gesundheitsschutz und die Genesung der Beschäftigten.
Die Entscheidung von Arbeitnehmer*innen, trotz Krankheit zu arbeiten, hängt stark von den Arbeitsbedingungen ab. Es zeigt sich, dass eine höhere Arbeitsbelastung die Wahrscheinlichkeit erhöht, krank zu arbeiten. Insbesondere erleben Beschäftigte, die eine Arbeitsverdichtung wahrnehmen, einen signifikanten Rückgang derjenigen, die nie krank gearbeitet haben –
von 48 Prozent ohne Verdichtung auf nur 22 Prozent bei starker Verdichtung. Zudem steigt die Dauer des Präsentismus mit zunehmender Arbeitsverdichtung:
Eine hohe Identifikation mit der Arbeit führt nicht zu mehr krankheitsbedingtem Arbeiten. Tatsächlich arbeiteten 67 Prozent der Beschäftigten mit geringer Identifikation trotz Krankheit, während es in der Gruppe mit starker Identifikation nur 62 Prozent waren.
Dies deutet darauf hin, dass die Entscheidung, krank zu arbeiten, eher von den betrieblichen Bedingungen als von individueller Motivation abhängt.
Auch für Unternehmen entstehen somit durch das Arbeiten bei Krankheit Kosten, da Präsentismus das Risiko von Fehlern und Unfällen erhöht, die Produktivität beeinträchtigt und mögliche längere Ausfallzeiten Kosten verursachen.